Grabkapelle auf dem Württemberg (Foto: Staatliche Schlösser und Gärten BW, Markus Berner)

Die Grabkapelle auf dem Württemberg

Stuttgart ist längst nicht nur die Stadt der Autofabriken, der Autoschlangen, der Autostaus. Wer’s nicht glaubt, kommt mit auf eine Wanderung zur Grabkapelle auf dem Württemberg in Stuttgart-Rotenberg. Mit 411 Höhenmetern gehört er nicht zu den spektakulärsten Gipfeln im Ländle. Und dennoch gibt es genügend Gründe hinaufzusteigen. Die Wandernden erwarten fantastische Aussichten auf die Landeshauptstadt und die umliegenden Weinberge sowie das Erlebnis eines Bauwerkes, das die einen mit dem indischen Taj Mahal vergleichen und die anderen mit dem Pantheon in Rom. Also nichts wie hin!

Anreise: RE90, MEX13, MEX16 bis Stuttgart-Bad Cannstatt
Startbahnhof: Stuttgart-Bad Cannstatt 
Hinweg: von dort weiter mit der S-Bahn (S1) in Richtung Plochingen/Kirchheim bis Stuttgart-Untertürkheim, von dort weiter mit Stadtbus-Linie 61 bis Endstation Rotenberg, dann noch ca. 15 min. Fußweg

Vom Stuttgarter Hauptbahnhof aus sind es auf einer landschaftlich reizvollen Route bis zum Ziel 9,4 Kilometer. Der Weg führt durch den Mittleren und den Unteren Schlossgarten zum Neckar. Dort geht es über den nur für Fußgänger gebauten Berger Steg über den Fluss hinüber in den Stadtteil Cannstatt. Immer am Fluss entlang, vorbei an einigen Schiffsanlegestellen, erreichen wir Untertürkheim. Wer den Weg bis hierher scheut, kann die S- oder die U-Bahn bis Untertürkheim nutzen.

Gleich hinter der Autostadt beginnt die Weinstadt Stuttgart. Nun geht es entlang der Rotenberger Steige in die Weinberge. Im „Rotenberger Weingärtle“ bietet sich eine Rast an. Der Blick in die Landschaft des Neckartals ist atemberaubend. 

Grabkapelle auf dem Württemberg (Foto: Staatl. Schlösser und Gärten BW, Günther Bayerl)

Bei der Pause ist Gelegenheit, ein wenig Ordnung in die hiesigen Ortsbezeichnungen zu bringen. Beginnen wir mit Rotenberg. Der heutige Stadtteil von Stuttgart lässt sich bereits 1248 nachweisen. Auf dem gleichnamigen Berg stand die „Burg Wirtemberg“, der Stammsitz der Württemberger Dynastie. Als ein paar Jahrhunderte später der württembergische König Wilhelm I. (1781 – 1864) auf dem Rotenberg die Reste der Burg abtragen und von 1820 bis 1824 eine Grabkapelle für seine mit 31 Jahren verstorbene Frau Katharina Pawlowna (1788 – 1819) errichten ließ, verfügte er, den Gipfel in „Württemberg“ umzubenennen.

Die Verstorbene war Tochter eines Zaren und eine russische Großfürstin, zwei ihrer Brüder brachten es auf den Zarenthron. 

So angenehm die Rast auch ist: Bis auf den Württemberg sind es noch ein paar Minuten. Die letzten Meter führt ein Pfad hinauf zur Kapelle. Wer mag, kann jedoch auf dem breiten Weg bleiben und schreitet schließlich eine Freitreppe hinan zum Portal. Das Mausoleum ist ein Musterbeispiel für klassizistische Baukunst in Schwaben. Die Vorbilder für den Bau deuten klar in Richtung Italien. Schließlich stammte der damalige Hofbaumeister Giovanni Battista Salucci (1769 – 1845) aus Florenz. Die Grabkapelle auf dem Württemberg ist seine berühmteste Arbeit. 

Der Kuppelbau erinnert stark an das antike Pantheon. Das von oben einfallende Licht verleiht dem Kapellenraum einen feierlichen Charakter. Eine mit Ikonen geschmückte Wand, die Ikonostase, trennt den Hauptraum vom Altarraum, der traditionell nur russisch-orthodoxen Priestern zugänglich ist. Die Grabkapelle diente von 1825 bis 1899 als Gotteshaus, und auch jetzt noch findet jedes Jahr am Pfingstmontag hier ein russisch-orthodoxer Gottesdienst statt.

Grabkapelle innen (Foto: Staatl. Schlösser und Gärten BW, Arnim Weischer)

Unter der Kapelle befindet sich die Gruft mitdem Doppelsarkophag für Königin Katharina und König Wilhelm I. Der aus Carrara-Marmor bestehende Sarkophag zeigt an seiner Schmalseite eine Tafel mit den Lebensdaten des Königspaares. Löwe und Hirsch, die Wappentiere Württembergs, liegen schlafend am Boden. Die Grabkapelle ist vom 1. April bis 30. November für Besichtigungen geöffnet. Nach dem andächtigen Besuch des Monuments einer „ewigen Liebe“ – daher die Bezeichnung „Taj Mahal“ – sei daran erinnert, dass der dreimal verheiratete württembergische König immer wieder Mätressen um sich scharte. Sogar uneheliche Kinder sollen so entstanden sein. Wichtiger aber ist: Wilhelm I. verwandelte Württemberg aus einem rückständigen Agrarstaat in einen modernen Verfassungsstaat.

Infos

Weitere Tipps für Ausflüge im bwegt-Netz gibt es unter www.bwegt.de/wandern​​​​​​​

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Grabkapelle auf dem Württemberg: grabkapelle-rotenberg.de

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