Festsaal, Residenz Ansbach (Foto: Bayerische Schlösserverwaltung, www.schloesser.bayern.de)

Drei Ansbacher Denkwürdigkeiten

Das mittelfränkische Ansbach hat in seiner 1.250-jährigen Geschichte so manches erlebt. Nur ein paar Schritte vom Bahnhof entfernt befindet sich ein Eingang in den Hofgarten mit seiner Blumenvielfalt. Zitronen-, Oliven-, Pistazien- und Granatapfelbäume verbreiten südländisches Flair. Weiter geht’s zur schlossartigen Orangerie und von dort, am Residenzschloss vorbei, in die barocke Altstadt. Dort bezaubern vor allem die idyllischen Hinterhöfe mit urigen Gastwirtschaften und Biergärten. Hier heißt es: Genießen! Drei kleine Geschichten von Denkwürdigkeiten verleihen dieser Tour durch Ansbach die nötige Würze.

Anreise: RE90
Startbahnhof: Ansbach
Hinweg: mit dem RE 90 bis Bf Ansbach

1. Die Bratwurst

„Fremder, kommst Du nach Ansbach, dann labe Dich an unserer Bratwurst.“ So oder ähnlich könnte es an fast jeder Gaststätte in Ansbach stehen. Oder kürzer: „Bier und Brodworschd von do“. Denn die in der Pfanne gebratenen Würste sind in Ansbach echte kulinarische Klassiker und finden sich zusammen mit fränkischem Bier auf fast jeder Speisekarte. Je nach Restaurant werden oft noch spezielle Verarbeitungsarten angeboten: die sauren Bratwürste („Blaue Zipfel“), die geräucherten Bratwürste („Schlotengel“) oder Bratwürste in Sülze. Auch wenn Nürnberg mit seiner allgemein bekannten Bratwursttradition gerade einmal 40 Kilometer entfernt ist, unterscheidet sich die Ansbacher von der Nürnberger doch gewaltig. Allein schon durch ihre Größe und ihren pikant-markanten Geschmack. Im Ansbacher Stadtbuch ist ein Reinheitsgebot für die Würste von 1430 enthalten, das deutlich älter ist als das Bayerische Reinheitsgebot für Bier aus dem Jahr 1516. Wer es genau wissen möchte, nimmt am besten an der „Ansbacher Bratwurstführung“ teil, hier erfährt man Wissenswertes Historisches und Kurioses über die Spezialität. Eine alte Bratwurstküche, mit speziell eingerichteter Riechstation für die Gewürze, erwartet die Teilnehmer im Markgrafenmuseum.

Verkostungen sind inklusive.

Ansbach Bratwurst (Foto: Florian Trykowski)

2. Die Residenz

In seinen Ausmaßen ist das Ansbacher Schloss, „die Residenz“ sagt man in Bayern dazu, einer Großmacht würdig. Heute hat hier die Regierung Mittelfrankens ihren Sitz. Bei einer Führung kommt man durch 27 Prunkräume. Seine Geschichte geht allerdings auf einen bescheidenen Vorgänger zurück. Damals lebte hier jener Fürst aus dem Hause Hohenzollern, der 1411 in die Mark Brandenburg geschickt – wurde, um dem chaotischen Treiben der dortigen Ritter ein Ende zu bereiten. Weil ihm das – auch dank der „Faulen Grete“, einem riesigen Belagerungsgeschütz – gelang, ernannte ihn der Kaiser zu einem der damals sieben „Kurfürsten“, die mit dem Recht ausgestattet waren, den König des Reiches zu wählen (zu „küren“). Aus dem Kurfürsten ging fast 300 Jahre später ein preußischer König hervor und aus dem König ein deutscher Kaiser. So herrschten die Hohenzollern bis 1918. Eine Schwester von Preußenkönig Friedrich II. („der Große“) brachte in der Rokoko-Zeit noch einmal Glanz in die fränkische Provinz. Prinzessin Friederike Luise wurde 1729 im Alter von 14 Jahren mit Karl Wilhelm Friedrich von Brandenburg-Ansbach, genannt „der Wilde“, vermählt. 1743 kam der König sogar zum Verwandtenbesuch nach Ansbach. Es war vor allem der nachfolgende Markgraf, der die Repräsentation auf die Spitze trieb. Er ließ das Schloss prunkvoll ausstatten und den Hofgarten weiter ausschmücken. Als die Schulden Ihn erdrückten, verkaufte er Landeskinder nach Amerika und dankte 1791 ab. Damit verlor Ansbach den Status der Residenz. Im Hofgarten und in der dazugehörigen Orangerie finden alljährlich Anfang Juli die Rokoko-Festspiele statt, die das höfische Treiben zur Markgrafen-Zeit wiederbeleben.

Residenz Ansbach (Foto: Bayerische Schlösserverwaltung, www.schloesser.bayern.de)

3. Der Krimi

Ausgerechnet in Ansbach spielte sich eins der größten Mysterien des 19. Jahrhundertsab. Balladen, Romane und Theaterstücke wurden darüber geschrieben, später auch Filme gedreht. Die Rede ist von Kaspar Hauser, der ab 1831 in Ansbach lebte und 1833 im Hofgarten Opfer eines Attentats wurde. Er war als Findelkind wie aus dem Nichts verwahrlost in Nürnberg aufgetaucht und konnte nichts zu seiner Herkunft sagen. Spekulationen handelten von einem vertauschten badischen Prinzen oder bezichtigten Hauser, ein durchtriebener Betrüger zu sein. Fest steht lediglich der Ort, an dem er erstochen wurde. An Kaspar Hauser erinnert ein Grabstein auf dem Friedhof sowie eine Doppelskulptur in der Platenstraße. Sie zeigt Hauser zweifach: Einmal wie er bei seinem Auftauchen in Ansbach ausgesehen haben könnte, die andere Figur zeigt den erwachsenen jungen Mann am Tag seiner Ermordung. Das städtische Markgrafenmuseum befasst sich in einer ganzen Abteilung mit dem Hauser-Mysterium. Übrigens: Trotz Genforschung konnte seine wahre Herkunft bis heute nicht ermittelt werden.

(Foto: Adobe Stock)

Infos

Tipps zu diesem Ausflug gibt es unter
www.ansbach.de und
www.romantisches-franken.de

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